Heute geht es über den Polarkreis.

Für das Ereignis stehen wir (für Urlaubsverhältnisse) extra früh auf. Kurz nach 07:30 Uhr kommt die kleine Insel, auf der der Globus installiert ist, in Sicht.

Exakt um 07:41 Uhr und 56 Sekunden überquert das Schiff den nördlichen Polarkreis.

In Bezug auf die Frage, wann der Zeitpunkt sein würde, hatte das Expeditionsteam gestern einen Wettbewerb veranstaltet. Jede mitreisende Person an Bord konnte bis gestern Abend schriftlich einen Tipp mit der Uhrzeit abgeben. Die Gewinnerin oder der Gewinner sollte einen Preis bekommen.

Nach dem Frühstück laufen wir – allerdings erneut nur für einen kurzen Stopp – den Hafen von Ørnes an.

Hafen von Ørnes
Ein Decksarbeiter der MS Midnatsol wirft beim Anlegemanöver eine Wurfleine

Nachdem wir dort wieder abgelegt haben, folgt an Bord eine besondere Zeremonie. Zunächst wurde die Gewinnerin des Wettbewerbs ausgezeichnet. Sie bekam als Preis eine Reedereiflagge, die auf der vorhergehenden Reise von unserem Schiff am Mast geführt wurde. Die Flagge war mit Datum und Uhrzeit der Überquerung des Polarkreises beschriftet und vom Kapitän signiert worden.

Die Gewinnerin war dann auch die erste Person, die die nachfolgende Polartaufe über sich ergehen lassen durfte. Dazu wurde allerdings zunächst Njörk, der nordische Gott des Meeres auf den Plan gerufen und um seine Huld gebeten.

Danach wurde die Gewinnerin durch Übergießen mit Eiswasser „getauft“. Anschließend waren vier neue Besatzungsmitglieder an der Reihe, die ebenfalls die Taufe über sich ergehen lassen mussten. Über ihnen wurden gleich ganze Kübel mit Eiswasser ausgeleert.

Danach waren dann – auf freiwilliger Basis – die Passagiere an der Reihe.

Nach dem Mittagessen läuft das Schiff in den Hafen von Bodø ein. Bodø ist die zweitgrößte Stadt in Nordnorwegen und Verwaltungssitz der gleichnamigen Kommune. Außerdem gibt es hier eine Außenstelle der norwegischen Politihogskolen. Monika und ich haben hier keinen Ausflug gebucht und machen auf eigene Faust einen Stadtbummel. Die Innenstadt ist flächenmäßig eher klein und so haben wir keine langen Wege zu bewältigen.

Auffälligstes Gebäude in der Stadt ist die Domkirche.

Domkirche in Bodø

Sie brannte am 27. Mai 1940 nach einem deutschen Bombenangriff vollständig aus und wurde erst im Jahre 1956 neu aufgebaut.

Tafel an der Kirche

Die „deutsche Vergangenheit“ in dieser Gegend wird wohl noch öfter Thema sein.

Bestimmendes Element in Bodø ist der Hafen. Es gibt sowohl einen weitläufigen Sportboothafen als auch einen Fischerei- und Handelshafen. Da wir noch ausreichend Zeit haben bevor wir wieder an Bord sein müssen, bummeln wir noch auf der Hafenmole entlang.

Am Ende der Mole steht auf dem Molenkopf ein kleiner Leuchtturm, der zu einem Selfie geradezu einlädt.

Selfie vor dem Leuchtturm auf dem Molenkopf

Gegen 15:00 Ur treffen wir wieder am Schiff ein.

Wir zwei auf der Gangway der MS Midnatsol

Kurz nachdem wir wieder an Bord sind, legt das Schiff auch schon wieder ab. Wir nehmen jetzt Kurs auf die Inselgruppe der Lofoten. Der erste Hafen, den wir dort anlaufen ist gegen 19:15 Uhr Stamsund. Dort gibt es erneut nur einen kurzen Stopp.

Danach fahren wir entlang der Lofotenwand nach Svolvær. Die massiven, steil aus dem Wasser aufragenden Felsen und vorgelagerten Inselchen bilden aus der Ferne gesehen eine massive, dunkle und scheinbar undurchdringliche Wand. So ist dieser Name entstanden.

Felsmassive aus der Lofotenwand

Um kurz nach 21:00 Uhr kommen wir in Svolvær an. Die Stadt ist das Zentrum der Fischerei auf den Lofoten und hier wird auch der bekannte Klippfisch, getrockneter Dorsch, hergestellt. Schon von weitem sind vor dem Hafen die großen hölzernen Gestelle zu erkennen, auf denen in der Saison zwischen Februar und April die Fische immer paarweise am Schwanz zusammengebunden zum Trocknen aufgehängt werden.

Holzgestelle zum Trocknen des Klippfischs

Auf dem Molenkopf in der Hafeneinfahrt grüßt uns bei der Einfahrt in den Hafen die Statue der Fischersfrau. Sie wurde dort als Mahnmal und Gedenkort für alle auf See gebliebenen Lofotenfischer aufgestellt.

Statue der Fischersfrau

In Svolvær haben wir eine knappe Stunde Zeit und so beschließen wir, noch einen kurzen Bummel durch den Hafen zu unternehmen.

Zurück an Bord geht die Fahrt dann weiter in Richtung Arktis. Der Tag ist aber – obwohl es schon auf 23 Uhr zugeht, noch lange nicht zu Ende. Ein weiteres Highlight steht noch bevor: Der Kapitän will auf der Fahrt zum nächsten Hafen in Stokmaknes einen kleinen Abstecher unternehmen. Er will dazu das Schiff in den lediglich 100 Meter breiten Trollfjord navigieren. Auf der Fahrt dorthin werden an Oberdeck zunächst noch ein Trolltrunk (Tee mit Rum aus einer Blechtasse) und Fischsuppe serviert.

Kurz vor Mitternacht ist es dann soweit. Die Einfahrt in den Fjord ist erreicht.

Einfahrt in den Trollfjord

Nahezu lautlos gleitet das Schiff langsam zwischen den beiderseits steil aufragenden Felswänden in den Fjord. Selbst die in großer Zahl auf dem Vorderdeck versammelten Passagiere schweigen andächtig und genießen das einmalige Erlebnis.

Fahrt durch den Trollfjord.

Am Ende wird der Fjord wieder etwas breiter. Hier dreht der Kapitän das Schiff auf der Stelle und genau so vorsichtig wie bei der Einfahrt geht es dann wieder zurück.

Müde, aber reich an Erlebnissen fallen wir dann nach Mitternacht endlich nach einem langen und ereignisreichen Tag in unsere Betten.

Von Michael

4 Gedanken zu „Über den Polarkreis“
    1. Wow, ich schließe mich Rebecca an: Der Fjord sieht wirklich sehr beeindruckend aus! Ist die Lofotenwand tatsächlich so fast schwarz, wie sie auf dem Foto aussieht? Das Bild erinnert nämlich etwas an die Cliffs of Moher.

      1. Nein, die Berge sind nicht wirklich so schwarz wie die Cliffs of Moher. Sie wirken nur gegen das Licht und aus der Entfernung so dunkel.

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