Die Australier nehmen für sich in Anspruch, eine durchaus ernstzunehmende Kaffeekultur zu haben. Kaffeeanbau in Australien findet ganz im Norden von Queensland und im südlichen New South Wales statt, allerdings reicht der dort angebaute Kaffee bei weitem nicht aus, um den australischen Bedarf an Kaffee zu decken.
Bei der australischen Kaffeekultur soll es in erster Linie nicht um Quantität, sondern um Qualität gehen. Der Versuch von Starbucks, auf dem australischen Kontinent Fuß zu fassen, scheiterte recht schnell. Nachdem das Unternehmen Verluste in dreistelliger Millionenhöhe hinnehmen musste und über 60 unrentable Filialen geschlossen wurden, blieben nur wenige Filialen in Großstädten und an der Gold Coast erhalten, die überwiegend von Touristen besucht werden.
Zuhause scheinen die Australier ihren Kaffee überwiegend aus löslichem Kaffee zu trinken. Die Mengen dieses Produkts, die in den Supermärkten angeboten werden, deuten jedenfalls darauf hin.
Melbourne bezeichnet sich als das Zentrum der australischen Kaffeekultur. Es gibt dort tatsächlich eine Vielzahl von Coffeeshops und Cafés. Einen deutlichen Unterschied zum Rest des Kontinents konnten wir dort allerdings nicht feststellen, außer dass der Kaffee dort deutlich teurer war.
Wir haben während unserer Reise mit der so hochgelobten Kaffeekultur in Australien unsere eigenen Erfahrungen gemacht. Ja, es stimmt durchaus: Man kann in Australien an vielen Orten ganz hervorragenden Kaffee trinken. Man muss häufig genug aber auch danach suchen. Eine Sache, die für mich gar nicht geht ist, wenn guter Kaffee in Pappbechern ausgeschenkt wird. Das ist in Australien leider sehr häufig der Fall, selbst wenn ich den Kaffee nicht mitnehmen, sondern direkt vor Ort im Café oder im Coffeeshop konsumieren möchte.
Vor dem Hintergrund der erheblichen Menge an Kaffee, der in Australien konsumiert wird, betrachte ich diese Tatsache als extrem kritisch. Wiederverwendbare to-go-Becher sind mir während unserer Reise nirgends aufgefallen. Der Kaffee wird in der to-go-Variante immer in Wegwerfbechern aus Wachspapier mit Plastikdeckel ausgeschenkt. Die Mengen an Müll, insbesondere auch Plastikmüll, die auf diese Weise entsteht, ist enorm. Abfallbehälter für das Recycling werden zwar überall angeboten, nach meiner Wahrnehmung werden sie aber kaum entsprechend genutzt. Entweder fliegt der leere Becher mitsamt dem Deckel in die Restmülltonne oder im Recycling-Behälter befindet sich Restmüll, sodass ein wirkliches Recycling äußerst zweifelhaft erscheint.
In Australien wird Kaffee überwiegend als „Long Black“ oder „Flat White“ getrunken. Beim Long Black handelt es sich in der Regel um einen Espresso, der mit heißem, manchmal auch kochendem Wasser auf die Menge einer vollen Tasse verlängert wird. Der Flat White ist mit unserem Milchkaffee zu vergleichen. Hier wird ein Espresso mit heißer Milch verlängert und obenauf befindet sich etwas Milchschaum. Natürlich kann man fast überall auch Cappucino bekommen.
Monika und ich haben uns daher auf unserer Reise angewöhnt, uns das Café, in dem wir unseren Kaffee trinken wollten, unter zwei Gesichtspunkten genau anzuschauen:
- Gibt es eine Siebträgermaschine?
- Wird der Kaffee beim Konsum vor Ort in Porzellantassen ausgeschenkt?
Selbst damit waren wir nicht unbedingt auf der sicheren Seite. Im Visitor-Center des Daintree Rainforest beispielsweise bekamen wir trotz vorhandener Siebträgermaschine und Porzellangeschirr Kaffee und Cappucino ausgeschenkt, der eindeutig aus löslichem Kaffee hergestellt und in Pappbechern serviert wurde.
In den Hotelzimmern, die wir gebucht hatten, gab es überall die Möglichkeit, sich mittels eines Wasserkochers Tee oder Kaffee selbst zuzubereiten. Kaffee und Teebeutel waren auch immer vorhanden, Kaffee allerdings ausschließlich als löslicher Kaffee. Selbst wenn wir Wohnungen oder Suiten mit voller Küche gebucht hatten, gab es lediglich an zwei Stellen eine French Press, mit der man „vernünftigen“ Kaffee zubereiten konnte. Im Jazz Corner-Hotel in Melbourne gab es eine Kapselmaschine.
Der lösliche Kaffee zuhause ist nach meiner Erfahrung hauptsächlich in der Arbeiterklasse zu finden, Mittelschicht und aufwärts nutzt meistens Kapselmaschinen wie Matt und ich (wo dann natürlich der Müll wieder ein Faktor ist) oder French Press.
In Cafés ist es hier aber durchaus akzeptiert, seinen eigenen Thermosbecher mitzubringen, um einen Coffee to go zu bestellen. Ich finde es aber auch schade, dass es wenige Cafés gibt, die wiederverwendbare Becher verkaufen.
Und noch als kleine Fußnote, die ich sehr schnell gelernt habe: vermeidet Cafés, die Kaffeebohnen von Fish River Roasters verwenden, der Kaffee ist grottenschlecht.