Wer meinen Blog gelesen hat wird wissen, dass wir sowohl im Norden als auch auf der großen Tour entlang der Küsten im Süden und im Osten jeweils mit einem Mietwagen unterwegs waren. Über meine Erfahrungen damit möchte ich hier berichten.

Allgemeines

Einleitend kann ich sagen, dass Autofahren in Australien recht entspannt möglich ist. Die Menschen am Steuer sind nach meinem Empfinden deutlich entspannter als in Deutschland. Natürlich gibt es auch in Asutralien Menschen, die Verkehrsregeln als unverbindliche Empfehlungen betrachten, allerdings sind diese deutlich seltener als bei uns. Das liegt sicher auch an den Geschwindigkeitsbeschränkungen auf maximal 110 km/h. Drängeleien im Verkehr oder rücksichtsloses Überholen habe ich wirklich nur äußerst selten erlebt.

Mietwagen

Ich hatte in beiden Fällen den Mietwagen über den ADAC gebucht. Natürlich kennen wir auch die üblichen Vergleichsportale im Internet. Die Buchung über den ADAC habe ich aber aus zwei Gründen vorgezogen: Einerseits hatte ich keine Lust, im Falle von Problemen zum Spielball zwischen dem Mietportal und dem Vermieter zu werden. Ich bin seit annähernd 40 Jahren Mitglied im ADAC und habe nicht erlebt, dass es dort solche Probleme gibt. Andererseits waren die Angebote für Mitglieder über den ADAC nur unwesentlich teurer als bei den Vergleichsportalen und der ADAC hat insofern den Vorteil, dass er nur mit namhaften Autovermietungen kooperiert.

Wir haben in beiden Fällen ein Upgrade bekommen. Für die Anmietung in Cairns hatte ich einen „VW Tiguan o. ä.“ gebucht. Bekommen haben wir einen Toyota Kluger. Dieser Fahrzeugtyp war mir bis dato völlig unbekannt und ist in Europa wohl auch gar nicht auf den Markt gekommen. Wie ich in dem entsprechenden Beitrag bereits geschrieben hatte, handelte es sich um einen riesigen siebensitzigen SUV, mit dem ich aber letztendlich recht gut zurecht gekommen bin. Lediglich beim Parken war das Fahrzeug ziemlich unübersichtlich.

Bei der Anmietung in Melbourne hatte ich einen Toyota Corolla Hatchback gebucht. Auch hier haben wir mit einem Renault Arkana ein größeres Fahrzeug bekommen, was sich im Nachhinein aber durchaus als vorteilhaft erwiesen hat. Das Fahrzeug war einfach bequemer und komfortabler als es ein Corolla gewesen wäre. Der Renault hatte auch einen deutlich größeren Kofferraum. Wir hatten eigentlich geplant, die Rücksitzbank im Toyota umzulegen, um unser Gepäck bequem transportieren zu können, das war beim Renault nicht erforderlich.

Linksverkehr

Die Befürchtungen, dass uns der Linksverkehr in Australien vor fahrerische Probleme stellen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Das lag zumindest bei mir sicher daran, dass ich die Perspektive bereits gewohnt war, bevor ich zum ersten Mal selbst gefahren bin. Ich hatte bereits in der Woche bei Rebecca und Matt mehrfach bei längeren Fahrten neben Matt auf dem Beifahrersitz gesessen. Außerdem sitzt man im Fahrzeug als Fahrer ja auch auf der „anderen“ Seite, sodass sich der Fahrersitz ja – wie bei uns – zur Fahrbahnmitte hin befindet. Es gab sehr wenige Situationen, in denen ich auf der falschen Seite losgefahren bin. Das betraf ausschließlich Situationen nach dem Ausparken aus Parklücken auf Parkplätzen.

Vor „größere“ Herausforderungen hat mich da durchaus die Anordnung der Bedienelemente gestellt. Schalten war kein Problem, da es sich bei beiden Fahrzeugen um Automatikfahrzeuge gehandelt hat. Allerdings war die Bedienung von Blinker und Scheibenwische gewöhnungsbedürftig. Beim Toyota waren die Hebel im Vergleich zu uns anders herum angeordnet, also der Blinker rechts vom Lenkrad und der Scheibenwischer links. Das hat dazu geführt, dass ich mehrmals vor dem Abbiegen nicht den Blinker sondern zunächst den Scheibenwischer betätigt habe. Im Renault war es dann wieder genau anders herum, also wie bei uns der Blinker links vom Lenkrad. Nachdem ich mich gerade an den Toyota gewöhnt hatte, musst ich mich da wieder umgewöhnen.

Straßen und Straßenklassen

Im Beitrag „Auf in die Hauptstadt“ hatte ich ja bereits angekündigt, noch etwas zu Straßen und Straßenklassen zu schreiben.

In Australien wird bei überörtlichen Straßen grundsätzlich zwischen den Straßenklassen A, B, C unterschieden. Darüber hinaus gibt es dann noch die Motorways (M) und die kleineren lokalen Straßen.

Die Motorways sind mit unseren Autobahnen zu vergleichen. Sie sind mehrspurig und haben Auf- und Abfahrten auf der linken Seite. An Steigungsstrecken gibt es meist zusätzliche Spuren für langsamere Fahrzeuge. Als kurios haben wir dabei empfunden, dass diese Spuren dann wieder enden und sich die langsameren Fahrzeuge nach rechts in den fließenden schnelleren Verkehr einordnen müssen.

Überörtliche Straßen sind eigentlich immer den Klassen A oder B zugeordnet, Straßen der Klasse C haben meist untergeordnete Bedeutung.

Straßen der Klassen A und B sind teilweise ebenfalls mehrspurig, teilweise auch im Wechsel zwischen ein- und zweispurigen Abschnitten. Hier finden sich Ausfahrten auch auf der rechten Seite und es gibt sogenannte U-Turn-Bays in denen man in die Gegenrichtung wechseln kann.

Allerdings sagte die Straßenklasse generell recht wenig über den Zustand oder die Bedeutung der Straße. So sind wir beispielsweise auf dem Weg von Lakes Entrance nach Canberra (siehe den Beitrag „Auf in die Hauptstadt“) zuerst auf der A 1, dem Princes Highway, später dann auf der B 23, dem Monaro Highway unterwegs gewesen. Die A1 war eher eng, stellenweise steil und kurvig, die B 23 dann wesentlich entspannter zu fahren. Was uns mehrfach aufgefallen ist: Die Straßen im Bundesstaat New South Wales waren gefühlt in einem deutlich besseren Zustand als die Straßen in Victoria.

Mit den Mietwagen waren wir ausschließlich auf befestigten Straßen unterwegs, unbefestigte Straßen durften wir nicht befahren. Eine besondere Straße sind wir auf dem Weg aus den Grampians an die Küste gefahren: eine Singel Lane Road.

Diese Straße verfügt lediglich über eine befestigte Fahrspur und hat relativ breite aber unbefestigte Randstreifen. Bei Gegenverkehr müssen beide Fahrzeuge nach links auf den jeweiligen Randstreifen ausweichen. Uns ist auf der ca. 30 Kilometer langen Strecke aber kein einziges Fahrzeug entgegengekommen.

Geschwindigkeiten

Die absolute Höchstgeschwindigkeit auf australischen Straßen beträgt 110 km/h. Diese Geschwindigkeit ist aber nur auf den Motorways und einigen Straßen der Klasse A erlaubt. Sonst beträgt die Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften 100 km/h oder 80 km/h.

Innerhalb geschlossener Ortschaften beträgt die Höchstgeschwindigkeit normalerweise 60 km/h. In belebteren Umgebungen auch 50 km/h oder 40 km/h. In der Nähe von Schulen sind sogenannte „School Zones“ eingerichtet, in denen zu gewissen Zeiten morgens und nachmittags eine generelle Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h gilt.

Ebenso gilt in den meisten Baustellen eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h. An den Baustellen werden anstelle von Ampeln häufig auch Sicherungsposten eingesetzt, die den Verkehr wechselseitig an der Baustelle vorbei führen. Soweit es sich um Frauen handelt sprechen die Australier auch von „Lollipop Ladies“, da die Verkehrsregelung mittels Schildern erfolgt, die an überdimensionierte Lollipops erinnern.

Geschwindigkeitsbegrenzungen werden – insbesondere außerhalb geschlossener Ortschaften – meist vorher angekündigt. Die Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen sind horrend. Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen in School Zones oder Baustellen verdoppeln sich die Bußgelder sogar.

Road Kill

Jedgliche Lebewesen, die im Straßenverkehr ums Leben kommen werden als Road Kill bezeichnet. Soweit es sich nicht um menschliche Überreste handelt, bleiben diese einfach am Straßenrand liegen und werden nicht beseitigt. So sind manche Straßen regelrecht von Kadavern in unterschiedlichen Stadien der Verwesung gesäumt. Zu 80 % handelt es sich dabei um Kängurus, etwa 10 % sind Wombats.

Lastwagen

Lastwagen in Australien sind eine Besonderheit. Bekannt sind ja die sogenannten Raod Trains, bei denen eine Zugmaschine bis zu fünf Anhänger zieht. Die gab es aber auf den Straßen, auf denen wir unterwegs waren, nicht. Dennoch erreichen die Lastwagen häufig eine beachtliche Länge. Besonders häufig sind die sogenannten B-Doubles anzutreffen. Dabei handelt es sich um Zugmaschinen mit zwei hintereinandergekoppelten Sattelaufliegern.

Für LKW gelten die gleichen Geschwindigkeitsbegrenzungen wie für PKW.

Flooding Zones

Anstatt Straßen in Senken, die überflutet werden könnten, über Brücken zu führen, sind häufig sogenannte Flooding Zones eingerichtet. Ein Schild weist in diesen Fällen darauf hin, dass die Straße überflutet werden könnte.

Am Rand der Straße sind dann Messlatten aufgestellt, die die Wassertiefe anzeigen.

Von Michael

Ein Gedanke zu „Mit dem Auto in Australien unterwegs“
  1. Die Road Traind habe ich bisher auch nur „out west“ gesehen, ich würde mal sagen ab Dubbo oder Nyngan writer nach Westen raus. Hier in NSW haben aber auch die Road Trains nur drei Hänger, länger ist nicht erlaubt. In WA dürfen sie, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, bis zu fünf Hänger ziehen. Damit fahren sie dann auch durchaus über die vielen unbefestigten Straßen in der Wüste.

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