Die Etappe, die ich – ausnahmsweise mal in Begleitung meiner Frau Monika – gegangen bin, ist eigentlich die erste oder letzte Etappe des Sigwardswegs, je nachdem in welche Richtung man den Weg geht. Ich hatte aber bereits in einem früheren Beitrag geschrieben, warum ich mich zwar weitestgehend an die Wegstrecke insgesamt, nicht aber unbedingt an die Reihenfolge und die festgelegten Etappenziele halten wollte.
Diese Etappe startete für uns mit einer Zugfahrt zum Bahnhof in Porta Westfalica. Der Bahnhof liegt unmittelbar an der Weser und auch in direkter Nähe zur Weserbrücke, über die der Weg führt. Bereits vom Bahnhof aus ist unser erstes Etappenziel zu erkennen: das Kaiser-Wilhelm-Denkmal.

Wir gehen zur Weserbrücke und nehmen von dort aus den Weg auf. Wir werfen von der Brücke aus einen Blick auf den Fluss und schon bald entdecken wir auch das erste Wegschild.
Nach dem Überqueren der Weserbrücke biegt der Weg nach links ab und dann geht es steil hinauf zum Denkmal. Als wir es dann nach ca. 40 Minuten Aufstieg erreicht haben, bietet sich von hier oben ein fantastischer Blick. Direkt gegenüber des Denkmals, das ja auf der Spitze des Wiehengebirges steht, blickt man auf die letzten Ausläufer des Weserberglands. Nach links geht der Blick dem Verlauf der Weser folgend in die norddeutsche Tiefebene, auf der anderen Seite in Richtung Ostwestfalen-Lippe.

Das Denkmal selbst bietet natürlich auch aus der Nähe einen imposanten Anblick.


Der Weg führt uns dann weiter ansteigend auf dem Kamm des Wiehengebirges entlang in Richtung Westen. Nach einer kurzen Wegstrecke erreichen wir den höchsten Punkt der heutigen Wanderung: den Moltketurm. Der Turm wurde im Jahr 1829 als trigonometrischer Punkt an dieser Stelle errichtet und erst im Jahre 1906 nach dem preussischen General benannt.
Das Besteigen des Turms lohnt sich nicht, da sie Kronen der umliegenden Bäume inzwischen deutlich höher reichen als der Turm selbst und von daher von oben kaum Sicht ist.
Wiederum ein Stück weiter in Richtung Westen passieren wir dann die Wittekindsburg. Dabei handelte es sich ursprünglich um eine etwa 600 mal 100 Meter große Wallanlage, die bereits in vorrömischer Zeit hier errichtet wurde und heute im waldigen Gelände kaum noch auszumachen ist. Bekannter hingegen ist das gleichnamige Ausflugslokal, das allerdings offensichtlich auch schon länger geschlossen ist und langsam dem Verfall preisgegeben wird.

Von der Terrasse des Lokals, direkt neben der Startrampe für die Drachenflieger, ergibt sich erneut ein fantastischer Weitblick in Richtung Ostwestfalen-Lippe. Hier zeigt sich auch, „wo die Weser einen großen Bogen macht“.

Noch innerhalb der Grenzen der ehemaligen Wallanlage befinden sich zwei weitere Punkte unserer Wanderung. Dabei handelt es sich zunächst um die Margarethen-Klause, eine Kapelle die in romanischer Zeit um 1240 errichtet wurde und einstmals Teil eines Frauenklosters war.
Darüber hinaus befinden sich hier noch die Reste eines kreuzförmigen Gebäudes, das offensichtlich als Grablege errichtet wurde. Innerhalb der Reste der Grundmauern wurden fünf Gräber entdeckt, in denen vier Kinder und einer Frau bestattet waren. Die genauen Hintergründe für die Errichtung des Gebäudes und die Identität der dort bestatteten Personen sind unbekannt.

Der Weg führt uns dann ein Stück wieder zurück und danach steil bergab, bis wir den Ortsteil Porta-Barkhausen erreichen. Wir passieren zunächst die Dorfkapelle.
Dann gehen wir weiter durch den Ort und trinken in einer Bäckerei einen Kaffee. Im gleichen Gebäudekomplex befindet sich eine Ausstellung zu den Funden eines ehemaligen Römerlagers, dessen Reste bei der Erschließung eines nahegelegenen Baugebiets gefunden wurden. Da der Neubau von Einfamilienhäusern gegenüber dem Schutz herausragender Kulturgüter in Deutschland natürlich unbedingte Priorität genießt, konnten nach dem Auftauchen der ersten Relikte dieser Zeit nur eilige Notgrabungen vorgenommen werden. Das hatte zur Folge, dass nur wenige Fundstücke geborgen werden konnten. Im Rahmen der Notgrabungen konnte anhand der Funde nachgewiesen werden, dass das Areal bereits in der Bronze- und Eisenzeit als Gräberfeld gedient hat (Urnen auf dem ersten Bild oben). Danach wurde dort ein Römerlager errichtet, im Frühmittelalter diente es erneut als Gräberfeld (Urne auf dem zweiten Bild oben rechts) und schließlich im 30jährigen Krieg als Heerlager des deutsch-schwedischen Heeres unter dem Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg.



Von Barkhausen aus führt der Sigwardsweg nun immer am Ufer der Weser entlang bis nach Minden. Etwas störend ist, dass der Fußweg und der Weserradweg nicht getrennt sind und wegen des langen Himmelfahrtswochenendes Heerscharen von Radfahrern in beiden Richtungen auf dem Weserradweg unterwegs sind.
Bereits im Stadtgebiet von Minden liegt am Ufer der Weser eine Schiffmühle, der wir noch einen Besuch abstatten. Ein sehr freundlicher älterer Herr, der dort seinen Dienst als Schiffmüller versieht, erläutert uns die Funktionsweise und die Besonderheiten der Anlage, die zu Schauzwecken noch immer betriebsbereit ist.




Dann haben wir nur noch ein kurzes Stück des Wegs in die Innenstadt zu bewältigen, bis wir unser heutiges Etappenziel, den Dom zu Minden erreichen.




Auch hier ist es leider wieder so, dass der Pilgerstempel am Empfangstresens des Domschatzes zu bekommen ist – und dort ist natürlich gerade Mittagspause. Wir nutzen also die Zeit, um noch einen Bummel durch die Mindener Altstadt zu unternehmen.






Nachdem ich mir dann die Stempel abgeholt habe, gehen wir zum Bahnhof in Minden und fahren mit der Bahn wieder zurück nach Haste.
Auch diese Tour habe ich wieder mit Komoot aufgezeichnet.
Die teilweise etwas merkwürdig anmutenden geraden Linie in den Wegmarkierungen rühren daher, dass mein Smartphone nun wohl leider ganz den Geist aufgibt. Es hat zwischendrin immer wieder das GPS-Signal verloren und nur dann einen Wegpunkt gesetzt, wenn ich die App geöffnet hatte.