Meine heutige Etappe schließt an die Wanderung an, die ich am ersten Mai gegangen bin. Heute geht es über den Bückeberg, aber nicht in Querrichtung, sondern längs auf dem Bückeberg entlang. Sehenswürdigkeiten gibt es zumindest im ersten Teil der Strecke eher wenige, dafür aber mehr Kilometer.
Ich gehe also morgens nach Haste zum Bahnhof und nehme von dort aus den Bus nach Apelern. Dort startet die Etappe erst einmal mit Verwirrung. Direkt an der Bushaltestelle ist auf der einen Seite der Weg über die Straße und von dort aus zur Kirche markiert und auf der anderen Seite der Weg in Richtung Rodenberg, auf dem ich am ersten Mai gekommen bin. Erst nach mehrfachem Nachsuchen erkenne ich, dass sich an dem Ampelmast ein weiterer – völlig verblichener und kaum noch zu erkennender – Aufkleber befindet, der in meine heutige Richtung weist.
In Apelern geht es zunächst ein kurzes Stück entlang der Hauptstraße, danach biege ich nach links ab. Über eine Nebenstraße erreiche ich bereits nach kurzer Wegstrecke das offene Feld. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Ein breiter Grasweg führt aus dem Dorf hinaus. Auf der einen Seite sind Apfelbäume gepflanzt. Hier handelt es sich um den Apfellehrpfad, der von der Dorfgemeinschaft angelegt worden ist.
Der Weg führt ein kurzes Stück bergauf, dann erreiche ich bereits die Schutzhütte am kleinen Riesen.

Vor drei Wochen habe ich auf meiner Radtour zur Schaumburg dem nebenan liegenden großen „Bruder“ einen Besuch abgestattet. Von dort aus hat man einen sehr schönen Fernblick auf den Deister und ins Deister-Sünteltal hinein. Hier ist die Aussicht auch gut, aber nicht so spektakulär.
Auch hier fehlt wider jegliche Wegmarkierung, sodass ich mich erneut am GPS orientieren muss. Es geht ein kleines Stück auf dem Weg zurück und dann weiter durch das offene Feld in Richtung Reinsdorf. Dort führt der Weg über Nebenstraßen durchs Dorf zum Friedhof, der oberhalb des Dorfes direkt am Waldrand liegt.

Danach geht es im Wald teilweise schon etwas steiler hinauf auf den Bückeberg. Auch hier dominiert im Wald stark die Forstwirtschaft. An einer Stelle werden sogar gerade mit einem riesigen Holzerntefahrzeug Bäume gefällt. Während man im heimischen Kleingarten zu dieser Jahreszeit nicht einmal die Hecke schneiden darf, scheint das Fällen ganzer Bäume hier überhaupt kein Problem zu sein.
Ein Stück weiter ist es mit dem Trubel dann wieder vorbei. Es herrscht himmlische Ruhe. Lediglich die Vögel zwitschern und der Wind rauscht durch die Bäume. So gehe ich eine ganze Zeit, bis ich den Rastplatz Bocksbrink erreiche. Ich bin jetzt gut zwei Stunden unterwegs und mache erst mal eine Pause.

Gestärkt geht es dann weiter. Auf breiten geschotterten Forststraßen führt der Weg meist eben dahin. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich dann den Bremsschacht 7.




Der Schacht ist der höchstgelegene von einstmals sieben Stollen, in denen zwischen 1899 und 1960 industriell Steinkohle abgebaut wurde.
Nur wenige Minuten später erreiche ich das nächste Highlight. Auch dieses hat mit dem Abbau von Bodenschätzen zu tun, dieses Mal handelt es sich allerdings um den berühmten Obernkirchener Sandstein. Bei Arbeiten an einem Steinbruch wurden hier auf einer größeren Fläche versteinerte Trittsiegel von Dinosauriern – genauer gesagt pflanzenfressenden Iguanodonten – freigelegt.



Auf hölzernen und metallenen Stegen kann man über das Areal hinweg gehen und die Trittsiegel aus der Nähe betrachten.
Von einer Aussichtsplattform aus hat man dann auch noch einen Blick in den einzigen noch in Betrieb befindlichen Sandsteinbruch Obernkirchens.

Der Obernkirchener Sandstein hat es weltweit zu einiger Bekanntheit gebracht. Eine Vielzahl von Gebäuden – nicht nur im Schaumburger Land und an der Weser – sind aus diesem Stein gebaut. Obernkirchener Sandstein findet sich zum Beispiel im Bremer Rathaus, im Aachener und Kölner Dom, an der Siegessäule in Berlin und sogar der Kathedrale von Baltimore in den USA.
Einstmals war eine Vielzahl von Sandsteinbrüchen am Bückeberg wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht. Die Brüche waren häufig Familienbetriebe. Die Steinbrüche kann man auch heute noch besichtigen, den Abstecher schenke ich mir jedoch. Wer mehr über die Steinbrüche und den Kohleabbau erfahren möchte, dem sei ein Besuch im Berg- und Stadtmuseum in Obernkirchen empfohlen. Der lohnt sich allemal.
Vom Steinbruch aus gehe ich dann weiter nach Obernkirchen. Da mich ein dringendes Bedürfnis plagt, das ich nicht im Wald erledigen möchte, mache ich noch einen Abstecher zum Jugendbildungs- und -freizeitzentrum (JBF) auf dem Bückeberg.

Als ich das Gelände betrete fällt mir plötzlich ein, dass ich hier vor 43 Jahren im Jahr 1982 mal einen Jugendleiterlehrgang gemacht habe, um eine kirchliche Jugendgruppe in ein Zeltlager begleiten zu dürfen.
Danach geht es zügig bergab, bis ich die Randbezirke der Stadt Obernkirchen erreiche. Zunächst geht es auf der Straße in Richtung Innenstadt, bevor der Sigwardsweg dann wieder in bewaldetes Gebiet abbiegt.
Ich passiere den Jüdischen Friedhof von Obernkirchen, eines der besterhaltensten Zeugnisse jüdischer Bestattungskultur in Niedersachsen.

Danach erreiche ich das Mundloch eines weiteren ehemaligen Kohlestollens.
Es handelt sich um einen Stollen in dem im Rahmen des sogenannten Notbergbaus in den Jahren 1947 bis 1952 ca. 17600 Tonnen Kohle ausschließlich für die Versorgung der heimischen Bevölkerung abgebaut wurde.
Von dort aus ist es dann nur noch weniger als einen Kilometer, bis ich das vorgesehene Etappenziel des heutigen Tages erreiche. Doch zunächst geht es noch am Gelände des Stifts Obernkirchen vorbei.



Dann habe ich schließlich die Stiftskirche in Obernkirchen erreicht.

Zu meinem großen Ärger ist die Kirche – die sich als offene Kirche bezeichnet – verschlossen. Öffnungszeiten sind hier nur von Mai bis Ende September am Samstagen und Sonntagen in der Zeit von 15.00 bis 17.00 Uhr. Warum man eine Kirche bei solch eingeschränkten Öffnungszeiten als offene Kirche bezeichnet kann ich in keiner Weise nachvollziehen.
Ich gehe noch ein wenig durch die Stadt und befrage dann meine Fahrplan-App, wie ich auf dem schnellsten Weg nach Hause komme. Die schlägt mir dann vor, an die sowieso schon nicht besonders kurze Etappe noch einmal 1,5 Kilometer zur Bushaltestelle an der B 65 nach Gelldorf zu laufen. Von dort aus fahre ich mit dem Bus zum Bahnhof in Stadthagen und von dort mit der Westfalenbahn nach Haste.
Am Ende schlägt die Etappe allein mit 22,8 Kilometern zu Buche, einschließlich des Hinwegs zum Bahnhofs am Morgen und eines verkürzten (weil aufgelesenen) Rückwegs dürften das heute insgesamt fast 25 Kilometer gewesen sein. Meine Uhr hat jedenfalls heute 35500 Schritte gezählt.
Auch hier wieder der Link zur Aufzeichnung der Etappe auf Komoot: