Hallo zu meiner nächsten Etappe auf dem Sigwardsweg. Eigentlich sollte die Überschrift dieser Etappe lauten: von Obernkirchen nach Bückeburg. Das Abenteuer begann aber schon heute Morgen am Bahnhof in Haste.

Ursprünglich hatte ich geplant, an meine Etappe von Apelern nach Obernkirchen anzuschließen und heute von Obernkirchen nach Bückeburg zu gehen. Dazu hätte ich um 08:26 Uhr mit dem RE der Westfalenbahn nach Stadthagen und von dort aus mit dem Bus nach Obernkirchen fahren müssen. Ich stand also pünktlich um 08:20 Uhr am Bahnsteig. Der Zug wurde auch pünktlich angezeigt. Es wurde 08:26 Uhr, der Zug kam nicht. Um 08:30 Uhr wurde auf der Anzeige die Abfahrtzeit dann mit 08.34 Uhr – also acht Minuten später als geplant – angezeigt. Da ich in Stadthagen aber nur neun Minuten zum Umsteigen hatte, wäre das extrem knapp geworden.

Ich habe dann kurz überlegt, wieder nach Hause zu gehen und die Etappe an einem anderen Tag zu gehen. Dann kam mir aber die Idee, mit dem Zug nach Bückeburg zu fahren und die Etappe in umgekehrter Richtung zu gehen. Von Obernkirchen würde ich nachmittags schon irgendwie nach Hause kommen.

In Bückeburg am Bahnhof angekommen ging ich in Richtung der Innenstadt los. Da heute mit knapp 14 Kilometern nur eine kurze Etappe vor mir lag, beschloss ich spontan, der Stadtkirche in Bückeburg noch einen kurzen Besuch abzustatten.

Fassade der Stadtkirche Bückeburg

Die Stadtkirche wurde in den Jahren 1610 bis 1615 im Auftrag des Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg erbaut und gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Weser-Renaissance. Die Inschrift am Giebel lautet „EXEMPLIS RELIGIONIS NON STRUCTURAE“ (Ein Beispiel der Frömmigkeit, nicht der Baukunst), wobei die goldenen Anfangsbuchstaben den Namen des Erbauers ergeben.

Die Kirche ist – wie nicht anders zu erwarten – geschlossen.

Dann ging ich zum Schlossgelände, weil der Sigwardsweg in Bückeburg direkt über das Gelände des Schlosses führt. Dort wollte ich die heutige Etappe beginnen.

Torbogen – Eingang zum Schlossgelände in Bückeburg

Am Torbogen zum Schlossgelände wurde ich von einer höchst wichtigen, mit orangefarbener Warnweste und Klemmbrett ausstaffierten, sehr unfreundlichen jungen Dame empfangen, die mir ohne weitere Angaben von Gründen den Zugang zum Gelände verwehrte.“Das Gelände ist heute gesperrt!“ Meine Frage, wie ich denn nun zum Sigwardsweg käme bleib unbeantwortet, weil just in dem Moment ein Fahrzeug versuchte, auf das Gelände zu fahren und die Dame mit dem Fahrer zu diskutieren begann.

Ich zog also die Komoot-App zu rate und fand schließlich einen Weg am Schlossgelände vorbei. An der Rückseite des Schlosses fand ich dann auch die Wegmarkierungen und machte mich auf den weiteren Weg.

Bereits in der Stadt ging es stetig bergauf. Heute galt es schließlich, den Harrl, also den Teil des Bückebergs, der quasi der Hausberg von Bückeburg ist, zu bezwingen. Ich kam am Bergbad vorbei und bereute kurz, keine Badehose dabei zu haben, denn die Temperaturen waren auch um kurz vor 10:00 Uhr schon freibadgeeignet.

Bevor es am Schießstand Harrl in den Wald ging, wollte ich noch einen Abstecher zum jüdischen Friedhof machen. Die Suche nach dem Zugang gestaltete sich gar nicht so einfach. Auch die an eine vorbeikommende jungen Frau gerichtete Frage nach dem Weg war erfolglos. Die Frau wusste offensichtlich gar nicht, dass es in Bückeburg einen jüdischen Friedhof gibt. Nach mehreren Schleifen über das Gelände fand ich dann schließlich den Weg vom Parkplatz des Bergbads aus. Er war von einem rücksichtslosen PKW-Fahrer einfach zugeparkt worden, obwohl noch eine große Zahl anderer Parkplätze frei gewesen wären.

Anders als in Obernkirchen war hier der ungehinderte Zugang zum Friedhof möglich. Die Grabsteine waren – wie üblich – auf der einen Seite in lateinischer Schrift, auf der anderen Seite in hebräischer Schrift beschriftet. Allerdings war hier das gesamte Gelände sehr verwildert und weitgehend mit Brennnesseln zugewuchert.

Auf schattigen Waldwegen ging es dann stetig, teilweise sogar etwas steiler den Bückeberg hinauf. Auf dem für heute höchsten Punkt meiner Wanderung hatte ich etwa eine halbe Stunde später den Idaturm erreicht.

Der Turm wurde im Teuerungs- und Hungerjahr 1847 im Auftrag von Georg Wilhelm Fürst zu Schaumburg-Lippe erbaut. Er diente vordergründig zu Vermessungszwecken, sollte aber auch den örtlichen Handwerkern und Bauleuten Arbeit und Brot geben. Der Turm ist nach der Gattin des Fürsten Ida zu Schaumburg-Lippe benannt.

Heute ist der Turm im Besitz der fürstlichen Hofkammer. Anders als zu früheren Zeiten fühlt man sich dort heute dem Gemeinwohl scheinbar nicht mehr zugeneigt. Der Turm ist nämlich verschlossen und ist nur samstags und sonntags zu den Öffnungszeiten der angrenzenden Gastronomie zugänglich.

Vom Turm aus ging es zunächst gemächlicher, dann wieder etwas steiler bergab nach Bad Eilsen. Dort führt der Weg durch den Kurpark, vorbei am Julianenbrunnen.

Brunnentempel des Julianenbrunnens

Der Brunnen diente in den Hochzeiten des Kurbads als Trinkbrunnen für das Schwefel- Heilwasser.

Der Kurpark in Bad Eilsen macht einen sehr netten und anziehenden Eindruck.

Blick in den Kurpark mit Rosarium und Wasserspielen

Schon im Ort und dann hinter Bad Eilsen geht es dann wieder bergauf. Am Ortsausgang überquere ich die Bahngleise der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn.

Bahntrasse der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn

Der Zustand der Gleise lässt darauf schließen, dass hier bereits lange kein Zug mehr gefahren ist. Bis vor einiger Zeit wurden von Stadthagen aus noch Dampfzugfahrten mit „Else“, einer Dampflok der Baureihe 52 nach Bad Eilsen durchgeführt. Nachdem es dabei allerdings vor zwei oder drei Jahren an einem unbeschrankten Bahnübergang zu einem Zusammenstoß mit einem PKW kam, bei dem der Tender der Lok beschädigt wurde, sind die Fahrten eingestellt.

Erfreulicherweise ist die Strecke allerdings in der engeren Wahl einer kleineren Anzahl von ehemaligen Eisenbahnstrecken in Niedersachsen, die wieder reaktiviert werden sollen.

Vom Waldrand oberhalb von Bad Eilsen aus und auch später oberhalb von Obernkirchen habe ich dann einen fantastischen Fernblick.

Blick in die Norddeutsche Tiefebene

Rechts in der Mitte des Bildes ist das neu gebaute Klinikum Schaumburg zu erkennen. In der Mitte am Horizont sieht man deutlich das Kraftwerk in Petershagen. Links außerhalb des Bildes war noch der Weserdurchbruch zwischen dem Weserbergland mit der Portakanzel auf der einen Seiten und dem Wiehengebirge mit dem Kaiser-Wilhelm Denkmal auf der anderen Seite zu erkennen.

An einem Teich bei Krainhagen, in dem sich einige riesige Karpfen tummeln, mache ich meine Mittagspause.

Karpfen in einem Teich bei Krankenhagen.

Danach setze ich meinen Weg fort und habe nach kurzer Zeit mein heutiges Etappenziel in Obernkirchen erreicht.

Zu meiner großen Freude ist das Pfarrbüro heute noch geöffnet, sodass ich mir dort heute auch noch einen Stempel abholen kann.

Kurz darauf bringt mich der Bus von Obernkirchen zum Bahnhof nach Stadthagen. Von dort aus nehme mich wieder den Regionalexpress nach Haste und bin schon kurz vor 14:00 Uhr wieder zu Hause angelangt.

Auch diese Etappe findet ihr wieder auf Komoot:

Von Michael

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