Bis zum Jahre 1851 war das Städtchen Ballarat in der britischen Kolonie Victoria ein verschlafenes Nest. Am 12. Februar 1851 wurde in der Nähe von Bathurst in der Kolonie New South Wales von Edward Hargraves zum ersten Mal Gold aus eine Wasserloch gewaschen. Drei Monate später, am 14. Mai 1851, berichtete der Sydney Morning Herald von dem Fund. Damit brach in Australien – drei Jahre nach dem Goldrausch in Kalifornien – ebenfalls ein Goldrausch los. Bereits einen Tag später waren an der Fundstelle 300 Männer damit beschäftigt, nach weiterem Gold zu suchen.

Die britischen Kolonie Victoria verlor massiv an Bewohnern, da die Menschen in Richtung New South Wales strömten. So lobte die Regierung der gerade erst gegründeten Kolonie Victoria im Juli 1851 die Summe von 200 britischen Pfund Sterling für jede Person aus, die in einem Umkreis von 200 Meilen um die Stadt Melbourne Gold finden würde. Bis zum Ende des gleichen Jahres wurde an vier Stellen in der Kolonie Victoria Gold gefunden. Ballarat war einer dieser vier Orte. Der damit auch in Victoria beginnende Goldrausch übertraf bereits nach kurzer Zeit den in New South Wales.

Bei einem verheerenden Feuer im Januar 1861 wurde das Zentrum der Goldgräberstadt nahezu vollständig zerstört. Daraufhin entstand ein neues Stadtzentrum an einem Ort weiter westlich. Auf dem Gelände der ehemaligen Red Hill Mine wurde Ende der 1960er Jahren begonnen, das Zentrum der ehemaligen Goldgräberstadt möglichst authentisch nachzubauen. Daraus ist mit Sovereign Hill die inzwischen beliebteste Touristenattraktion im Bundesstaat Victoria entstanden. Ihr haben wir heute einen Besuch abgestattet..

In der nachgebauten Goldgräberstadt werden sowohl die Anfänge der Goldgräberzeit mit primitiven Zelten als Unterkünfte als auch die weitere Entwicklung der Stadt sehr authentisch dargestellt.

Zunächst wurde nur an der Erdoberfläche – vorwiegend in Gewässern – Nach Gold gesucht.. Als diese Quelle zu versiegen begann, wurde auch unterirdisch in einer Mine nach Gold gesucht.

Alle wesentlichen Stationen des Bergbaus und der Weiterverarbeitung des Goldes werden in unterschiedlichen Gebäuden präsentiert. Dabei kommen auch historische Maschinen zum Einsatz, die im Betrieb gezeigt werden. Auf dem nachgebauten Förderturm der Mine wurde eine Aussichtsplattform installiert.

In einem der Gebäude wird gezeigt, wie das Gold, das mit einem Reinheitsgehalt von durchschnittlich 99,2 % gewonnen wurde, weiter veredelt wurde, bis ein Reinheitsgehalt von 99,8 % erreicht war. Dazu wird mehrmals täglich ein echter Goldbarren mit einem Gewicht von ca. 3 kg eingeschmolzen und wieder in Form gegossen.

In der Stadt laufen zeitgenössisch gekleidete Menschen umher. Sie stellen Szenen des damaligen Lebens nach, präsentieren unterschiedliche Berufe und stehen auch bereitwillig für Fragen der Besuchenden sowie für Fotos zur Verfügung.

Ein großes Problem, das mit Ausbruch des Goldrauschs in der Kolonie entstand, war die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Es gab zwar Polizeikräfte, ein großer Teil von ihnen quittierte aber nach den ersten Goldfunden den Dienst und schloss sich den Goldsuchern an, weil sie sich dort bessere Verdienstmöglichkeiten erwarteten.

Die Regierung versuchte mehrfach, neues Sicherheitspersonal anzuwerben, zum Beispiel aus Kreisen von nach Tasminien verschifften britischen Strafgefangenen oder deren Wachpersonal. Es gab aber ständig weiter erhebliche Probleme, weil das Sicherheitspersonal selbst unzuverlässig und sogar korrupt war.

Der junge Mann auf dem oberen Bild stellt einen Polizisten der damaligen Zeit dar. Mit ihm kam ich während unseres Besuchs ins Gespräch. Er ist tatsächlich fünf Jahre lang Polizist in England, in der Grafschaft Exeter gewesen, bevor er „der Liebe wegen“ nach Australien ausgewandert ist.

Um Sicherheit und Ordnung in der Kolonie weiterhin zu gewährleisten, griff schließlich sogar das britische Militär – die sogenannten Rotröcke – ein, allerdings auch nur mit eher mäßigem Erfolg.

Eine besondere Aktion, die das Zentrum bietet ist, dass Schulklassen dort einen dreitägigen Aufenthalt buchen können. Die Schülerinnen und Schüler werden dann während der Schulzeit in zeitgenössische Kleidung eingekleidet und können Geschichte live erleben. Dazu gehört auch, dass der Unterricht der damaligen Zeit nachempfunden wird. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich zum Beispiel melden, dürfen im Unterricht erst reden, wenn Sie dazu aufgefordert werden und müssen zum Antworten aufstehen.

Außerdem präsentieren verschiedene Handwerker ihre Arbeit. Wir konnten zum Beispiel einem Stellmacher und einem Bonbonkocher bei ihrer Arbeit zusehen.

Wir haben heute wieder sehr vielen Informationen mitnehmen können. Der Eintrittspreis scheint auf den ersten Blick recht teuer, doch nach unserer Einschätzung ist er jeden Cent wert. Wer in die Gegend kommt, dem können wir nur dringend einen Besuch empfehlen.

Von Michael

2 Gedanken zu „Goldrausch in Australien – Sovereign Hill“
  1. Für meine Schüler wäre das ein ziemlicher Kulturschock, die historische Schule zu erleben. 😁 Klingt aber wirklich nach einem interessanten Besuch, da muss ich bei Gelegenheit auch mal hin!

    1. Für mich war es durchaus erstaunlich zu erleben, dass die Schülerinnen und Schüler so diszipliniert sein können.
      Wie lange sie das durchhalten und ob sie nicht doch irgendwann anfangen sich aufzulehnen ist eine andere Frage. Interessant wäre auch, ob ein solcher Aufenthalt Einfluss auf das soziale Gefüge in der Klasse hat und wenn ja, wie lange der anhält.

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