Wie jetzt? Zurück in die Hauptstadt? Habt ihr was vergessen?
Nein. Eigentlich fahren wir auch gar nicht in die Hauptstadt zurück, sondern „nur“ in das Australian Capital Territory (ACT), genauer gesagt in eine Exklave dieses Gebiets. Das Jervis Bay Territory, liegt an der Pazifikküste und wurde im Jahre 1915 durch die Regierung des Australian Capital Territory vom Bundesstaat New South Wales gekauft, damit das Australian Capital Territory auch einen Zugang zum Meer hat.

Wir besuchen heute den Booderee Nationalpark, der in diesem Gebiet liegt. Der Eintritt ist kostenpflichtig, an der Einfahrt in das Gebiet sind Kassenhäuser aufgestellt, an denen pro Fahrzeug und Tag 20 $ Eintritt zu entrichten sind.

Der Tag beginnt mit einem leider ziemlich verstörenden Erlebnis. Wir haben beschlossen, „das Feld von hinten aufzurollen“ und fahren daher erst einmal zu dem am weitesten von unserer Unterkunft entferntesten Ziel, dem Strand von Cave Beach.

Der Strand liegt unterhalb einer felsigen Steilküste, in der sich zwei Höhlen befinden. Als wir über den Sand zu den Höhlen gehen, fällt uns auf, dass der Strand mit Hunderten von toten Seevögeln übersät ist.

Es handelt sich um Mutton Birds (Kurzschwanz-Sturmtaucher). Die Vögel sind Zugvögel, die den Winter in der Bering-See bei Alaska verbringen. Jetzt, im australischen Frühsommer, ziehen sie nach Australien, vornehmlich nach Victoria und Tasmanien, um hier zu brüten. Aus bisher nicht vollständig bekannten Gründen, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber infolge der Klimakatastrophe, finden sie auf ihrem Zug nicht mehr ausreichend Nahrung. Sie versterben auf dem Wasser mutmaßlich wegen Entkräftung und werden dann tot an die Strände der australischen Ostküste gespült. Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann in diesem Artikel aus dem letzten Jahr, als das Phänomen schon einmal aufgetreten ist, mehr Informationen dazu erhalten.

Wir besuchen trotzdem noch die beiden Höhlen.

Einen begonnenen Strandspaziergang brechen wir ab, weil das schreckliche Bild, das sich bietet, uns beiden mental sehr zusetzt. Andere Menschen scheint das weniger zu berühren. Insbesondere Surfer sitzen unbekümmert im Sand und scheinen sich an den toten Vögel überhaupt nicht zu stören.

Etwas versöhnt werden wir, als wir beim Verlassen des Strandes entdecken, dass in der nicht unerheblichen Brandung in der Bucht, gar nicht weit vom Strand entfernt, mehrere Delfine quasi in den Wellen surfen. Leider reicht es nicht für ein Foto.

Zweite Station des Tages sind die Booderee Botanic Gardens. Noch vor dem Eingang der Gärten werden wir von einer Schlange „begrüßt“, die wir mit großem Sicherheitsabstand passieren.

Im Garten selbst sind die unterschiedlichsten Pflanzen angepflanzt. Leider gibt es lediglich Schilder mit den englischen und lateinischen Namen der Pflanzen und keinerlei weitere Erläuterungen. Der Garten ist in mehrere thematische Bereiche aufgeteilt, die sich aber leider ohne weitere Erläuterungen auch nicht erschließen.

Ein Ranger, den wir am Cave Beach auf die toten Seevögel angesprochen hatten, hat uns den Tipp gegeben, dass am Strand an der gegenüberliegenden Seite der Landzunge Delfine zuverlässiger zu sehen sein sollten als am Cave Beach. So ist unser nächstes Ziel zunächst der Strand von Bristol Point. Der Strand liegt in der Jervis Bay, einer weiten, flachen Bucht mit einer relativ schmalen Öffnung zum Pazifik. Das Wasser ist hier türkisfarben und der Sand fast weiß.

Hier verbringen wir unsere Mittagspause mit einem Picknick am Strand. Delfine sind nicht zu sehen.

Wir fahren weiter auf der Landzunge in Richtung des Kaps, das die südliche Spitze der Öffnung der Bucht zum Atlantik bildet. Nächstes Ziel ist der Strand von Murray Beach.

Auch hier ist der Sand fast weiß und das Wasser herrlich klar, aber auch hier sind leider keine Delfine zu sehen.

So beschließen wir, auch noch bis zur Spitze der Landzuge zu gehen, zum Govenor Head. Von hier aus ergibt sich ein toller Blick auf die vorgelagerte Insel Bowen Island.

Die Insel ist Naturschutzgebiet und darf von Menschen nicht betreten werden. Auf der Insel gibt es eine Brutkolonie von ca. 5000 Paaren der kleinen blauen Pinguine, die wir bereits auf Phillip Island gesehen haben.

Schließlich fahren wir weiter nach Hyams Beach. Der Strand nimmt für sich in Anspruch, der weißeste Strand Australiens zu sein.

Der Sand ist wirklich unglaublich weiß und sehr fein, sodass er beim Darüberlaufen unter den Füßen quietscht.

Schließlich besuchen wir noch das Maritime Museum in Huskisson. Das Museum bietet eine großartige Sammlung maritimer Ausstellungsstücke, vom Kompass bis zu einem kompletten Schiff.

Die Lady Denman wurde im Jahre 1911 in Huskisson gebaut und war bis 1976 in Sydney als Hafenfähre im Betrieb. Danach wurde sie an ihren Bauort zurückgebracht und ist hier nun zum Kernstück der Ausstellung des Museums geworden.

Aber auch die anderen Exponate und thematischen Ausstellungen des Museums sind sehr interessant.

Breiten Raum nehmen auch historische Zeugnisse und eine durchaus kritische Auseinandersetzung zum Raub des Landes der indigenen Bevölkerung durch die britischen Siedler ein. Insgesamt gefällt uns dieses Museum doch deutlich besser als das Maritime Museum Flagstaff Hill in Warrnambool.

Auf dem Gelände des Museums findet darüber hinaus heute auch ein Trödel- und Kunsthandwerkermarkt statt. Die angebotenen Waren interessieren uns weniger, aber es werden auch leckere Speisen und Getränke angeboten, mit denen wir uns versorgen.

Danach treten wir die Heimfahrt nach Culburra Beach an. Da wir gestern einen zweiten Aussichtspunkt, den es im Ort gibt, noch nicht besucht haben, fahren wir schließlich bei diesem vorbei. Am Penguin Head Lookout haben wir den Blick in drei Richtungen: nach Norden in die Bucht, die wir gestern Abend bereits vom Crookhaven Lighthouse aus gesehen haben, nach Osten auf den offenen Ozean und nach Süden in die Bucht in Richtung Currarong. Und in dieser Bucht tummeln sich tatsächlich wieder Wale.

Leider ist die Sicht durch inzwischen aufkommenden Regen schlecht geworden, sodass kein besseres Bild gelungen ist.

Wir haben wieder einen sehr erlebnisreichen Tag hinter uns. Morgen geht es weiter in Richtung Norden an der Küste entlang.

Von Michael

3 Gedanke zu “Zurück in die Hauptstadt”
  1. Uff, das mit den toten Vögeln hätte mich auch mitgenommen! Aber Klimawandel gibt’s ja nicht 🙄
    Schade, dass ihr keine Delfine gesehen habt, aber landschaftlich sieht es trotzdem nach einem schönen Tag aus!

  2. Fun fact: wenn der Sand unter den Füßen quietscht, liegt das angeblich daran, dass er Kieselerde enthält (silica). Das haben mir jedenfalls die Australier erzählt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert